

Blühende Stadt mit dunklem Hintergrund
Die bis vor wenigen Jahren spärlichen Ausgrabungen haben über die Geschichte Chorazins wenig zutage gefördert. Sicher ist, dass an einer Quelle wenige hundert Meter vom Ort entfernt eine Siedlung des Chalkolithikums (ca. 4000 v.Chr.) lag. Das heute ausgegrabene Dorf stammt aus der römischen Zeit; einige Bauten wurden teilweise rekonstruiert.
Zur Zeit des zweiten Tempels, also zur Zeit Jesu, war Chorazin eine blühende jüdische Stadt, die dem Talmud nach reich an Getreide war. Sie nahm ein Gelände von etwa sechs Hektar ein und war in vier Wohnviertel gegliedert.
Cynthia
Aufgrund ihres Widerstandes gegen die Botschaft vom Reich Gottes und der Umkehr zu Gott kündigte Jesus Chorazin wie anderen galiläischen Städten das Gericht an. Seine Predigten und Wundertaten hatten sie unbeeindruckt gelassen.
Der Kirchenvater Eusebius, der im 4. Jahrhundert im Heiligen Land lebte, beschreibt Chorazin als einen verwüsteten Ort. Es mag daher sein, dass es im 2. Jahrhundert, zur Zeit des zweiten jüdischen Aufstandes, zerstört wurde.
Synagoge
Gewaltige Synagoge
Das beherrschende Bauwerk ist die Synagoge, die gemäß der Vorschrift der Mischna im Zentrum auf dem höchsten Punkt steht. Sie wurde Ende des 2. Jahrhundert n.Chr. erbaut. Ihre Ruinen werdem vom Diakon Petrus im 12. Jahrhundert beschrieben. Stilistisch gleich sie anderen galiläischen Synagogen, etwa derjenigen von Kapernaum.
Sie war ein prachtvoller Bau aus Basaltsteinen in Form einer Basilika gewesen, mit zwei Säulenreihen der Länge nach und einer der Breite nach. Von gewaltigen Ausmaßen: 24 mal 17 Meter, mit einer Treppenflucht, die nach oben führte. Ihre dekorierte Fassade liegt nach Süden, in Richtung Jerusalem. Ein besonders interessanter Fund, der in der Synagoge gemacht wurde, ist eine Sitzgelegenheit, die aus einem einzigen Basaltstein in der Form eines Lehnstuhles ausgemeißelt ist. Die Lehne ist mit einem kreisförmigen Ornament in Form einer stilisierten Rose geschmückt, und an der Vorderseite ist eine aramäische Inschrift zu sehen, die den Erbauer des Säulengangs und der Treppe, Juda, Sohn von Ismael, bezeichnet. Eventuell war dieser Stuhl bestimmt als "Stuhl Moses", gemäß der Andeutung in Mt 23,2: "Auf dem Stuhl des Mose sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer." Auffallend ist auch, dass in den Friesen Menschenfiguren zu finden sind; eine Meduse ist sogar unbeschädigt geblieben.
Der Dekorationsstil verrät den griechischen Einfluss auf die jüdische Gemeinde in Galiläa. Entgegen der disziplinierten Strenge jüdischer Bauten sind hier Ornamente wie dorische Säulenkapitelle oder ionische Stilelemente üppig vertreten.
Kurz nach 300 wurde Chorazin zerstört. Im Lauf der Jahrhunderte gab es immer wieder Besiedlungsversuche, jedoch nie von langer Dauer.