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Gründung von Tiberias

Tiberias liegt am Westufer des See Genezareth, der nach der Stadt auch "See von Tiberias" genannt wird. Zu Ehren des römischen Kaisers Tiberius gab ihr Erbauer, der Tetrarch von Galiläa-Peräa Herodes Antipas, der Stadt ihren Namen. Sie trat als Landeshauptstadt an die Stelle des bisherigen Sepphoris. Das Gründungsjahr 17 n.Chr. geht aus datierten Münzen mit der Aufschrift "Tiberias"hervor. Herodes baute die Stadt im römisch-griechischen Stil mit Forum, Theater und Palästen. Obwohl nicht so groß wie Sepphoris wurde Tiberias als Behördensitz und architektonisches Prunkstück zum Zentrum des Hellenismus in Galiläa. Von der Herodes-Burg mit ihrem ursprünglich vergoldeten Dach und griechischen Kunstwerken sind gegenwärtig nur spärliche Überreste zu sehen. Auch die Kolonnadenstraßen und die prächtige Synagoge wurden noch nicht ausgegraben.

Von Juden wurde die neue Metropole zunächst gemieden, da es teilweise über den jüdischen Friedhof des Nachbardorfs Hammat gebaut wurde.

Tiberias AltstadthausAltstadthaus

Jüdisches Zentrum

Nach der Zerstörung Jerusalems im Jahr 70 n.Chr. wurde die Stadt zu einem geistigen und religiösen Zentrum des Judentums. Nachdem sie Ende des 2. Jahrhunderts "rein" gesprochen wurde, verlegte man die höchste jüdische Institution, das Sanhedrin (Hoher Rat), hierher wie auch die damals berühmteste Rabbinen-Schule von Sepphoris. Die jüdischen Gesetzessammlungen Mischna und Gemara entstanden, und bis 450 n.Chr. wurde der Palästinische bzw. Jerusalemer Talmud sowie der Masoretische Text des Alten Testaments fertig gestellt. Dieser im 8.-10. Jahrhundert von der Familie Ben Ascher vereinheitlichte Text der Masora (Überlieferung) enthielt die noch heute geltenden Vokalzeichen, Akzente und Regeln für die Aussprache in der aktuellen Stuttgarter Biblia Hebraica.

Der Babylonische Talmud nennt für diese Zeit 13 Synagogen in Tiberias. Heute werden die Gräber der großen Rabbinen Jochanan Ben Zakkai, Akiba und Elieser Ben Hyrkanos, die jedoch bis auf das von Moses Ben Maimon (Maimonides) aus dem 12. Jahrhundert legendär sind. Die Synthese aus jüdischer Tora-Gelehrsamkeit und aristotelischer Philosophie hatten bedeutenden Einfluss auf die scholastischen Theologen Albertus Magnus und Thomas von Aquin.

Im 16. Jahrhundert begannen die Juden, angeführt von dem spanisch-jüdischen Adligen Don Josef Nassi, sich erneut in Tiberias anzusiedeln. Ein alter jüdischer Friedhof liegt nordwestlich der Stadt an den Berghängen über dem See. Im Lauf von 1500 Jahren, seit der Hohe Rat seinen Sitz in Tiberias hatte, bis zur Ausrottung der jüdischen Gemeinde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts begruben die Juden hier ihre Toten, teils wurden sie aus weiten Entferungen an diesen heiligen Ort überführt. So auch Rabbi Jochanan Ben Zakkai, einer der bedeutendsten Gelehrten des 1. Jahrhunderts n.Chr., der nach Zerstörung des Jerusalemer Tempels den Sanhedrin und das geistige Zentrum der Juden in Jabne bei Jaffa begründete.

Der hier begrabene Rabbi Akiba war zunächst ein einfacher Zuarbeiter des reichen Juden Kalba Sawua, bis sich dessen Tochter in ihn verliebte und ihn dazu brachte, sich ganz dem Torastudium zu widmen. Mit 40 Jahren begann Akiba seine Studien, während seine Frau, die enterbt wurde, den Lebensunterhalt verdiente.

Akiba wurde einer der größten jüdischen Gelehrten aller Zeiten. Im letzten jüdischen Aufstand gegen die Römer stellte er sich beherzt auf die Seite des "Sternensohns" Bar Kochba, wurde aber mit neun anderen aufständischen Gelehrten im Stadion von Tiberias zu Tode gemartert. Nicht weniger berühmt war der ebenfalls hier begrabene Meir Baal Ha Ness, der "Wundertäter", einer der großen Tannaiten, deren Lehren sich in der Mischna und im Talmud widerspiegeln.

Araber und Kreuzritter

Da sich die Juden von Tiberias beim Einfall der Perser 614 n.Chr. mit ihnen verbündet hatten, nahm der byzantinische Kaiser Heraklius furchtbare Rache. Kurz darauf 637 n.Chr. nahmen die Araber Tiberias kampflos ein. Dennoch konnten Juden weiterhin hier leben. 1099 besetzten die Kreuzritter die Stadt, befestigten sie durch eine Stadtmauer und bauten sie, nachdem sie Juden und Moslems vertrieben hatten, zu ihrem galiläischen Stützpunkt aus.

Ganz in der Nähe von Tiberias, bei den Hörnern von Hittim (Chattin), erlitten die Kreuzfahrer 1187 gegen Saladin ihre entscheidende Niederlage, die zum Ende des Kreuzfahrerstaates führte.

Peterskirche

Die Peterskirche in Tiberias ist übriggebliebenes Zeugnis einer christlichen Gemeinde, die hier in der Kreuzfahrerzeit eine beachtliche Entfaltung entwickelte, nachdem zuvor lediglich in Jerusalem eine Christengemeinde existierte. Der Heilige Willibald berichtet im Jahr 723 von "zahlreichen Kirchen und einer Synagoge". Zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert war Tiberias der Sitz eines Episkopats der syrischen Jakobiten wie auch der griechischen Kirche mit insgesamt fünf Kirchen, eines Klosterkonvents, dem Spital des Heiligen Julian und den Marienbädern. Eine Peterskirche geht auf eine Erwähnung des russischen Mönchs Abt Daniel im Jahr 1106 zurück.

Tiberias Kirche St. PeterKirche St. Peter in Tiberias

Der heutige Bau wurde von den Franziskanern 1847 erworben und zuletzt 1944 renoviert. Die im Kreuzritterstil gehaltene Architektur zeigt als Besonderheit eine Apsis, die ähnlich dem Kiel eines Bootes spitz zuläuft. Man nimmt an, dies solle an den Apostel Petrus erinnern, der als Fischer auf dem See Genezareth von Jesus berufen wurde. Der berühmte Altar der Kirche steht heute im Kloster der Geißelung bei der 2. Station der Via Dolorosa in Jerusalem. Die Peter-Paul Altarbilder wurden von Friedrich Pacher im 15. Jahrhundert in Süddeutschland gemalt und waren anfangs des 19. Jahrhunderts eine deutsche Spende für die Peterskirche.