

Im Gedenken an den Prozess Jesu war der Ort von Sankt Peter in Gallicantu immer eine wichtige Stätte. Auch das Verhalten von Petrus hat in der Kirchengeschichte eine bedeutende Rolle gespielt, vor allem als seine Verleugnug von Jesus in eine Beauftragung umgewandelt wurde.

Was der Pilger von Bordeaux berichtete
Wo der in den Evangelien genannte Palast des Hohenpriesters Kaiphas gelegen hat, wurde von den Archäologen ausführlich erörtert. Viele nehmen an, dass dieser bedeutende Ort im Prozess von Jesus im Gelände der Assumptionistan in Saint Peter in Gallicantu gelegen hat. Mehrere Berichte früher Reisender bestätigen diese Lokalisierung, so z.B. der bekannte anonyme Pilger von Bordeaux, der im Jahr 333 ins Heilige Land kam. "Wenn man zum Zion hinaufsteigt ... sieht man linker Hand im Tal den Teich von Siloah. Geht man weiter in Richtung Zionsberg stößt man auf den Ort, wo einst der Palast des Kaiphas stand, und wo man noch die Säule vorfindet, an die sie Jesus banden ihn zu geißeln."
Erste Ausgrabungen in St. Peter
Mit den Ausgrabungen des assumptionistischen Priesters Vater Germer-Durand im Jahr 1888 begann eine neue Periode im Verständnis dieser Stätte. Die Höhle, von Pilgern als die "Grotte der Tränen des Petrus" verehrt, enthielt keine Spuren einer byzantinischen Kirche. Als man mehr in Richtung Norden grub, kam eine weitere Grotte zum Vorschein, die Zeichen antiker Verehrung aufwies: die Öffnung in der Decke zeigte drei in Stein gemeißelte byzantinische Kreuze, die Innenwände drei schwarze und fünf rote Kreuze. Es handelte sich um diejenige Grotte, über der die erste byzantinische Kirche gebaut wurde, deren Erbe die jetzige Kirche übernahm.
Historische Getreidemühle bei St. Peter in Gallicantu
Die tiefe Höhle
Steigt man die Treppen der Kirche immer weiter hinunter, gelangt man an den tiefsten Ort, eine in den Stein gehauene Höhle. Die darüber liegende Ebene mag zunächst als ein jüdisches Ritualbad, eine Mikveh, gedient haben, bis tiefer gegraben wurde und eine Zisterne bzw. ein Verlies zum Vorschein kam. Neben den unter dem Wandputz entdeckten schwarzen und roten Kreuzen traten die Umrisse einer betenden Figur am unteren Teil der Südwand hervor. Eine Reihe von Mosaiken, Münzen und religiösen Gegenständen, die charakteristisch für eine Gebetsstätte waren, kamen hinzu.
Als man diese mit alten Pilgerberichten und Dokumenten verglich, ließ ihre Übereinstimmung die Existenz einer Kirche aus dem 5. Jahrhundert deutlich hervortreten. Durch die Entdeckung der Zisterne, ihre vermutliche Nähe zum Palast des Kaiphas und ihre Außengebäude wurden byzantinische Christen bewegt ihre Kirche über dieser Höhle zu bauen.
Erinnerungen an Jesu Passion
Die christliche Tradition nahm diesen Ort zum Anlass, Erinnerungen an die Passion Jesu Christi damit zu verknüpfen: Seine Inhaftierung bis zur Vorführung vor Kaiphas und dem Synhedrium (oder nach dem Erscheinen vor ihnen), die Tränen der Reue, die Petrus zeigte, nachdem er Jesus verleugnet hatte.
Nachdem sich der Besucher der Person des Petrus, dem Namenspatron der Kirche, auf der mittleren Untergrund-Etage zugewandt hat, konzentriert er sich in der tiefen Höhle auf Jesus, den dienenden Gottesknecht, Gerechten und Leidenden, - vielleicht mit den Worten des 88. Psalms auf den Lippen: "HERR, Gott, mein Heiland, ich schreie Tag und Nacht vor dir. Laß mein Gebet vor dich kommen, neige deine Ohren zu meinem Schreien. Denn meine Seele ist übervoll an Leiden, und mein Leben ist nahe dem Tode. Ich bin denen gleichgeachtet, die in die Grube fahren, ich bin wie ein Mann, der keine Kraft mehr hat. Ich liege unter den Toten verlassen, wie die Erschlagenen, die im Grabe liegen, derer du nicht mehr gedenkst und die von deiner Hand geschieden sind. Du hast mich hinunter in die Grube gelegt, in die Finsternis und in die Tiefe. Dein Grimm drückt mich nieder, du bedrängst mich mit allen deinen Fluten. Meine Freunde hast du mir entfremdet, du hast mich ihnen zum Abscheu gemacht. Ich liege gefangen und kann nicht heraus, mein Auge sehnt sich aus dem Elend. HERR, ich rufe zu dir täglich; ich breite meine Hände aus zu dir. ... Warum verstößt du, HERR, meine Seele und verbirgst dein Antlitz vor mir? Ich bin elend und dem Tode nahe von Jugend auf; ich erleide deine Schrecken, daß ich fast verzage. Dein Grimm geht über mich, deine Schrecken vernichten mich. Sie umgeben mich täglich wie Fluten und umringen mich allzumal. Meine Freunde und Nächsten hast du mir entfremdet, und meine Verwandten hältst du fern von mir."