

Prägend für die Kulisse der südlichen Altstadt Jerusalems ist die Dormitio-Kirche auf dem Zionsberg. Wer eine kultivierte deutsche Liturgie und hochstehende Kirchenmusik schätzt, findet hier die erste Adresse im Heiligen Land.

Zion liegt wüst
Wohl die bewegendste Schrift über Jerusalem ist das Buch der Klagelieder Jeremias, welches am Tag der Erinnerung an die Zerstörung Jerusalems gelesen wird. Die Tochter Zion wird klagend beweint, die Stadt ist wüst und öde. "Darum ist auch unser Herz krank und unsere Augen sind trübe geworden um des Berges Zion willen, weil er so wüst liegt, dass die Füchse darüber laufen. Aber du Herr, … bringe uns zu dir zurück, dass wir heimkehren. Erneure unsere Tage wie vor alters."
Davidsgrab und Abendmahlssaal
Das sog. Davidsgrab ist neben der Klagemauer der von jüdischen Gläubigen am meisten besuchte und verehrte Ort. Es befindet sich in einem Bau der Kreuzfahrerzeit, wurde also zwei Jahrtausende nach Davids Tod errichtet. Während der Zeit der Teilung der Stadt übernahm dieses Grab die Rolle der Westmauer und war das Zentrum jüdischer Pilgerfahrt. Im vorderen Teil befindet sich ein Raum, der den Breslauer Chassidim gehört. Jeden Donnerstagabend kommt eine Gruppe von 150-200 Chassidim hierher und betet die ganze Nacht hindurch. Der mit einem roten Tuch mit Davidssterne drapierte grandiose Steinsarkophag wird von 22 Kronen der Tora in massivem Silber überragt, die die 22 auf David folgenden Monarchen symbolisieren.
Davidsgrab
Was man heute als Davidsgrab bezeichnet, hat nichts mehr mit dem eigentlichen Grab zu tun, denn es lag an einer anderen Stelle. Der Gebäudekomplex um das heutige Davidsgrab auf dem heutigen Berg Zion führt uns aber zur Geschichte der ersten messianischen Gemeinde nach der Zerstörung Jerusalems. Die verschiedenen Bauten, die man heute dort sieht, werden von einem Minarett und der Kuppel der Moschee »Nebi Daud« - »Prophet David« - überragt. Dieses Gebäude, das heute nicht mehr als Moschee dient, sondern ein jüdisches Heiligtum ist, beherbergt im ersten Stock den »Abendmahlssaal« und im Erdgeschoss das sogenannte »Davidsgrab«.
Der Abendmahlssaal erinnert an das letzte gemeinsame Essen zwischen Jesus und seinen Jüngern vor seiner Hinrichtung am Kreuz.
Deutsche katholische Dormitio Abtei
Dormitio Abtei von der Kirche des Hahnenschreis aus geshen
Dabei hat er das Sakrament des Abendmahls bzw. der Eucharistie eingesetzt und damit seinem Tod am darauffolgenden Tag eine weitreichende Bedeutung gegeben. Sein Leib wird gebrochen und ausgeteilt, sein Blut vergossen und an die Seinen weitergereicht. Mit dem Essen des Brotes sind die Nachfolger Jesu Teil seines Leibes und mit dem Trinken des Weins sind sie Genossen des neuen Bundes mit Gott, den Jesus durch sein Sterben und Blutvergießen begründet hat.
Die deutsche Dormitio-Abtei
Ein kraftvoller Fingerzeig in den Himmel - so steht der Rundbau der Dormitio-Kirche erhaben auf dem Zionshügel. Besonders eindrucksvoll auch die nächtliche Beleuchtung, vor allem von Westen betrachtet in Verbindung mit der langgestreckten Stadtmauer.
Die Dormitio-Kirche ist eine deutsche römisch-katholische Kirche auf dem Zionsberg, südlich der ummauerten Altstadt von Jerusalem. Vor der heutigen Dormitio standen drei Gotteshäuser in diesem Bezirk: eine vorbyzantinische judenchristliche Synagoge, die große byzantinische Basilika "Hagia Sion" und die Kreuzfahrerkirche "Santa Maria in Monte Sion". Die Dormitio bedeckt nur einen Bruchteil der Fläche, die die früheren Kirchen eingenommen haben.
Vom Tod Marias erzählt die Transitus-Legende: Maria sei der Tag ihres Todes durch einen Engel offenbart worden. Sie habe gebadet, sich festlich gekleidet und, umgeben von ihrer Familie und den Aposteln, sich auf ein Ruhebett gelegt. Zur offenbarten Zeit sei Jesus erschienen, um die Seele Marias abzuholen und in den Himmel zu geleiten. Ihr Leichnam ist nach dieser Erzählung im Kidrontal nahe dem Garten Gethsemane beigesetzt worden.
Die Himmelfahrt Marias spiegelt sich in der architektonischen Signatur der Kirche. Sie besteht in einem Zentralbau, der von der Rotunde der Grabes- und Auferstehungskirche beeinflusst ist. Der auffallende Mosaikboden weist in der Mitte drei verschlungene Kreise als Symbol der Dreieinigkeit auf. Von diesem Zentrum gehen Strahlen aus zu den beiden nächsten konzentrischen Kreisen, deren erster die Namen der vier Propheten Daniel, Jesaja, Jeremia und Hesekiel, deren zweiter die der 12 Apostel enthält. Nach außen schließen sich der Tierkreis und eine Inschrift (Spr 8,25-26) an.
Tag für Tag knien hunderte von Pilgern um die liegende Marienstatue, die im Sterben auf ihren Sohn blickt: Aus dem Kuppelmosaik über ihr wartet Er mit weit geöffneten Armen auf sie, um sie mit Leib und Seele in den Himmel aufzunehmen. Umgeben ist er von sechs Frauen des Alten Bundes, die ihren, je sehr eigenen Weg mit Gott gegangen sind: Eva und Mirjam, Ruth und Esther, Jael und Judith.
Ein besonderes Erlebnis sind die Gottesdienste der hier lebenden und arbeitenden deutschen Benediktiner, die sich durch liturgische Feinheit und eine gewisse theologische »Eleganz« auszeichnen. Durch seine archäologischen Forschungen und Thesen zur Essenergemeinschaft bekannt geworden ist der ehemalige, aus Südtirol stammende Abt Bargil Pixner, Dozent für Biblische Archäologie und Topographie an der Theologischen Fakultät der Dormitio-Abtei.