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Bethanien: Lazarium

In dem Dorf Bethanien ("Haus des Elends" oder "Haus der Feigen" oder "Haus des Ananja") war spätestens seit dem ersten Drittel des 4. Jahrhunderts ein Lazarus-Grab bekannt. Deshalb nannte man die kleine Ansiedlung auch "Lazarium". So schreibt der Kirchenhistoriker Eusebius von Caesarea im Jahr 330: "Da hat Christus den Lazarus auferweckt. Bis jetzt wird noch die Stelle des Lazarus gezeigt." Nach Hieronymus wurde daneben etwa in der gleichen Zeit eine erste Kirche gebaut, die 16m vom Grab entfernt lag. Aber auch das Lazarium teilte das wechselvolle Schicksal der vielen anderen Kirchen im Heiligen Land, die mehrfach zerstört und immer wieder aufgebaut wurden.

In Bethanien lag auch das Haus Simons des Aussätzigen (Mt 26,6). Im Mittelalter befand sich hier die von Königin Melisende und ihrer Schwester Ioveta gegründete Abtei Bethanien.

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Lazarus-Kirchen

Im Jahr 1949 begannen die Franziskaner beim Neubau einer Kirche, das Gelände und das Lazarusgrab sorgfältig zu untersuchen. Die Ausgrabungen legten Mauer- und Mosaikrest von drei alten Kirchen frei. Die erste Kirche aus dem 4. Jahrhundert (Lazarium) war eine dreischiffige Basilika, die durch einen Vorhof mit dem Lazarusgrab verbunden war. Sie wurde bereits im 5. oder 6. Jahrhundert durch ein Erdbeben zerstört. Beim Neubau verschob man die Apsis nach Osten, der Vorhof diente als Friedhof, den sich viele Pilger als bescheidenen Grabplatz ausersehen hatten.

 

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Die Kreuzfahrer erneuerten den zweiten Bau und übertrugen die Betreuung den Benediktinerinnen, deren Klosterkonvent 1138 von Melisendis, der Gemahlin des Kreuzfahrerkönigs Fulko V. von Jerusalem, gegründet wurde. Zusätzlich errichteten die Kreuzfahrer eine weitere Kirche. Bereits 1187 eroberte Saladin Bethanien. Als Felix Faber aus Ulm 1483 den Ort besuchte, fand er die Kirche noch erhalten, den Turm und das Kloster dagegen als Ruine. In den folgenden Jahrhunderten wurde die gesamte Anlage verweltlicht und Wohnzwecken zugeführt.

Erst in Jahre 1949 gelang es, das Grundstück aufzukaufen und nach den Ausgrabungen auf dem östlichen Gelände der alten Lazaruskirche einen Neubau zu erstellen, der 1954 eingeweiht wurde.

Lazarus-Legenden

Auf die Gestalt des auferweckten Lazarus gehen zahlreiche Legenden zurück. Seine Gebeine sollen in der Kathedrale der burgundischen Stadt Autun liegen. Lazarus gilt als Patron der Metzger, der Totengräber, Bettler, Aussätzigen und der Leprosenhäuser, der Leprakolonien. Dabei wurden Elemente beider Lazarus-Gestalten im Neuen Testament aufgegriffen: der arme Lazarus in Abrahams Schoß (Lk 16,19-31) und der auferweckte Bruder von Martha und Maria aus Bethanien. Nach dem auferweckten Lazarus wurden der Lazarus-Effekt (Wiederauffindung von Tierarten, die als ausgestorben galten) und das Lazarus-Phänomen (in der Medizin das Phänomen einer scheinbaren Auferstehung) benannt. Der Lazarus-Orden (Militärischer und Hospitalischer Orden des Heiligen Lazarus von Jerusalem) geht vermutlich auf die Figur des armen Lazarus zurück. Aus der krankenpflegerischen Tätigkeit dieses Ordens leitet sich auch der Begriff des Lazaretts ab.