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Drama und Trauma

In der Zeit des Britischen Mandates über Palästina 1918-48 bewohnten einige tausend Menschen Bet Shean, darunter auch einige Dutzend Juden, die jedoch während des Arabischen Aufstandes 1936 - 1939 flohen.
Im UN-Teilungsplan für Palästina von 1947 wurde Bet Shean dem jüdischen Teil zugeschlagen. Als es zu Kampfhandlungen kam, flohen die meisten Bewohner. Am 12. Mai 1948 wurde es von israelischen Einheiten eingenommen. Die arabischen Kämpfer, die Bet Shean zurückerobern wollten, mussten sich über den Jordan zurückziehen.
Bet Shean wurde im Juni 1949 als Flüchtlingslager für Juden aus Nordafrika neugegründet und erhielt den Status einer Entwicklungsstadt. In den 1950er und 60er Jahren kamen weitere Einwanderer aus Nordafrika, Iran und Irak.
1974 drangen drei arabische Attentäter der Demokratischen Front zur Befreiung Palästinas von Jordanien kommend als Arbeiter verkleidet in ein vierstöckiges Wohnhaus ein. Bei dem Anschlag wurden vier israelische Zivilisten getötet sowie mehr als 20, meist Kinder, die sich durch einen Sprung aus dem Fenster in Sicherheit bringen wollten, verletzt. Die Attentäter wurden bei einer Befreiungsaktion getötet.
2002 fuhren zwei Attentäter der Al-Aqsa-Märtyrer-Brigaden in einem gestohlenen Fahrzeug vor ein Wahllokal des Likud und feuerten mit Granaten und automatischen Waffen auf die wartenden Menschen. Sechs Israelis wurden bei dem Angriff getötet, 34 Menschen wurden verletzt, darunter drei Söhne des ehemaligen Außenminister Israels, David Levy. Die beiden Terroristen wurden von Grenzpolizisten, die zufällig in der Nähe waren, getötet.

Archäologische Großbaustelle

Heute ist Bet Shean eine moderne Industriestadt, jedoch die Reisebusse steuern geradewegs auf die riesige Ausgrabung der antiken Stadt zu. Umfangreiche archäologische Aktivitäten brachten zahlreiche Funde zutage. Insbesondere für Reisende, die sich für das römische und byzantinische Erbe des östlichen Mittelmeerraums interessieren, gibt es hier viel zu entdecken.

Bet Shean Ausgrabung

Die ersten Ausgrabungen fanden bereits 1920 statt, im größeren Maßstab wird das Gelände seit 1986 ausgegraben.Von der beschatteten Terrasse am Eingang kann man sich einen groben Überblick über das tieferliegende Gelände verschaffen. Interessant ist ein großes Modell der antiken Stadt, das im linken Teil der Terrasse aufgestellt ist und das erahnen lässt, wie bedeutend Skythopolis einst war.

Betritt man das eigentliche Ausgrabungsgelände, liegt links der Hauptstraße ein Badekomplex mit einer Gesamtfläche von ca. 9000 m². Man erkennt unter anderem noch immer das für die römischen Bäder typische Heizsystem.

Direkt unterhalb des Bades verläuft eine der ehemaligen Hauptstraßen, die so genannte Palladiusstraße, die das Theater mit dem Tel verbindet. Sie war die Flaniermeile der antiken Stadt, flankiert von Säulengängen mit zahlreichens Shops.

Ungefähr auf halber Länge der Straße liegt zur Linken ein halbrunder Platz, der nach einer Inschrift "Sigma" genannt wird. Gegenüber des Sigma-Platzes liegt auf der rechten Straßenseite der byzantinische Marktplatz der Stadt, die Agora, die von Säulengängen umgeben war. Am Ende der Palladiusstraße liegt ein römischer Tempel aus dem 2. nachchristlichen Jahrhundert, der wie viele andere Gebäude beim Erdbeben 749 zerstört wurde.

Bet Shean Panorama

In diesem Bereich des archäologischen Parks (zugleich israelishcer Nationalpark) kann man über Treppen zum Tel, dem Hügel von Bet Shean aufsteigen; der Zugang am Fuß des Hügels ist normalerweise in der Nähe des Nymphäums. Bei Ausgrabungen wird er u.U. ein Stück entlang der Bergflanke in die eine oder andere Richtung verlegt, ist aber ohne größere Probleme zu finden. Von der Anhöhe hat man einen phantastischen Blick über den Park, ins Jordantal und nach Jordanien sowie und zu den Bergen des Gilboagebirges an der Grenze zum Westjordanland. Östlich des Tels sieht man in etwa 200 m Entfernung die Überreste einer Brücke. Über diese Brücke führte die Talstraße am Tel vorbei zum nordöstlichen Stadttor.

Am Fuß des Tels zweigt von der Silvanusstraße die Talstraße in Richtung Nordosten ab; sie wurde in römischer Zeit angelegt und führte zum nordöstlichen Stadttor. An der Abzweigung von der Silvanusstraße stand das große Stadtmonument, dessen Basis mit ihren Nischen noch erkennbar ist. Wie in den anderen Straßen gab es hier Säulengänge.

Von der Abzweigung der Talstraße verläuft die Silvanusstraße weiter in Richtung Südosten; auch sie wurde nach einer Inschrift benannt. Die Silvanusstraße wurde in römischer Zeit von einer monumentalen Säulenhalle mit einem großen Wasserbecken flankiert. In byzantinischer Zeit wurden die alte Straße und das Wasserbecken überbaut; in muslimischer Zeit wurden im Säulengang Läden eingerichtet. Die Zerstörungen des Erdbebens kann man in diesem Abschnitt besonders gut erkennen: Durch die von der Seite kommenden Erdstöße fielen die Säulen und die darüber liegenden Bögen in einem Stück auf die Silvanusstraße, wo noch heute die ursprüngliche Anordnung erkennbar ist.

Biegt man am Ende der Silvanusstraße nach rechts in Richtung Theater ab, kommt man an den Ruinen des östlichen Badehauses vorbei. Es wurde in römischer Zeit erbaut und später noch einmal renoviert. Geht man weiter in Richtung des Theaters, kommt man an den antiken Toiletten und einem geweihten Bezirk mit einem Tempel und Altären vorbei. Die Funktionsweise dieser Toiletten zu erklären, wird von den Reiseleitern geradezu »zelebriert«.

Bet Shean Theater

Den Abschluss des Rundgangs bildet das Theater. Es wurde im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung gebaut und später noch einmal renoviert; insgesamt fasste es 7000 Zuschauer. Von den ursprünglich drei übereinander liegenden Zuschauerblöcken blieb nur der untere erhalten. Hinter der Bühne erhob sich eine 20 Meter hohe, reich dekorierte Bühnenwand (Scaena).

Außerhalb des eigentlichen Parkgeländes liegen die Überreste des Amphitheaters (etwa 200 m südlich des Theaters). Es wurde im 2. nachchristlichen Jahrhundert als Hippodrom gebaut und erst im 4. Jahrhundert in Amphitheater verwandelt.

Wer bis hierher durchgehalten hat, braucht jetzt dringend einen klimatisierten Raum, und sei es ein Reisebus, und viel Flüssigkeit in jedweder Form. Hier erlebt man, wie hart eine Bildungsreise sein kann: die Summe aus Information und Temperatur erreicht hier Spitzenwerte.