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Caesarea AquäduktAquaedukt

Die sonnendurchflutete weite Stille, die den Blick von den Rängen des Theaters aufs offene Meer schweifen lässt, darf nicht über die Dramatik der historischen Ereignisse hinwegtäuschen, die hier in Caesarea Maritima im Laufe der Geschichte einschlugen.

Größter Hafen des Landes

Schon im 4. Jahrhundert v.Chr. bauten die Phönizier an dieser Stelle einen Hafen und nannten ihn nach ihrem König "Turm Stratos". Etwa 100 Jahre später unterwarf ein einheimischer Tyrann namens Zoilus die Hafenstadt und wurde vom Hasmonäerkönig Alexander Jannai als nächstem Eroberer abgelöst. Damit dem jüdischen Königreich einverleibt blühte die Stadt immer mehr auf, bis schließlich der römische Feldherr Pompeius auf seinem Orient-Feldzug das römische Kaiserreich zum Herrn über die Stadt erklärte. Caesar Augustus schenkte das Gebiet seinem Günstling Herodes dem Großen, einem der eifrigsten und größten Bauherren der Antike, der es sich nicht nehmen ließ, den Ort zur größten Hafenstadt im Heiligen Land auszubauen. Der Historiker Flavius Joesephus beschreibt: "Herodes widmete die Stadt der Provinz, den Hafen den Seefahrern und die Ehre seiner neuen Schöpfung dem Kaiser. Und Caesarea war der Name, den er ihr gab. Alle anderen Gebäude - Theater, Amphitheater und Marktplatz - waren in einem Maßstab errichtet, der dieses Namens würdig war."

Der große Hafen, der an der Verbindungsstraße von Ägypten nach Damaskus lag, verband Palästina mit den entfernten Teilen des Römerreichs. Erst die moderne Unterwasserarchäologie lässt erkennen, welch immense Anlage der herodianische Hafen war.

Seit 6 v.Chr. war Caesarea Sitz der römischen Prokuratoren, die jedoch zu den großen Festen nach Jerusalem zogen (s. Pontius Pilatus, Felix). Gleichzeitig war die Stadt Legionslager, ihre Zivilbevölkerung bestand zumeist aus syrischen Griechen, aber auch aus einer selbstbewussten jüdischen Minderheit.

Caesarea HafenCaesarea Hafen

Beginn des Jüdischen Krieges

Lange Zeit schon waren die Spannungen zwischen der jüdischen Gemeinde und der syrisch-griechischen Bevölkerung gewachsen. Ein Zusammenstoß im Jahr 66 n.Chr. zwang den römischen Statthalter der Provinz, zu intervenieren und zu vermitteln. Doch das Ergebnis war ein Blutbad, in dem laut Josephus 20.000 Juden innerhalb einer Stunde hingemetzelt wurden. Die Antwort auf dieses Massaker war der große jüdische Aufstand gegen das römische Kaiserreich.

Als Hauptstadt der römischen Provinz Judäa war Caesarea zugleich Garnisonsstadt und beherbergte das Hauptquartier von Neros Kommandeur Titus Flavius Vespasian. Mit seinen Legionen ging er massiv gegen die Zivilbevölkerung vor, nicht nur um den Widerstand zu brechen, zugleich plünderten und brandschatzten sie auch. Die Kämpfe zogen sich über Jahre hin, verliefen aber zunächst für die Römer wenig erfolgreich. Erst als Vespasian schon Kaiser war, wurde der Aufstand von seinem Sohn Titus blutig niedergeschlagen. Mit Unterstützung des Statthalters von Ägypten, Tiberius Iulius Alexander, wurde Vespasian von den ägyptischen Legionen im Jahr 68 zum Kaiser ausgerufen, es schlossen sich die syrischen und schließlich seine eigenen in Caesarea an. Als Zeichen seiner Dankbarkeit gab Vespasian später der Stadt den Status einer Kolonie mit Steuerfreiheit. Das führte zu einer weiteren Blüte und ließ Caesarea über die herodianischen Mauern hinauswachsen.

Christliches Caesarea

Schon im 2. Jahrhundert n.Chr. war eine christliche Gemeinde, die von einem Bischof geleitet wurde, in Caesarea etabliert. Die berühmten Kirchenväter Eusebius und Origines lehrten im 3. und 4. Jahrhundert in dem renommierten christlichen Lehrinstitut von Caesarea. Aus der Bibliothek dieser Schule stammt eine frühe Bibelausgabe, die unter dem Namen "Hexapla" (die "Sechsfache") bekannt ist.

Die von Origenes um 245 herausgegebene mehrsprachige, sechsfach synoptische Version des alttestamentlichen Textes verfolgte das Ziel, die Übereinstimmung des griechischen Textes der Septuaginta mit dem hebräischen (vormasoretischen) Text zu erweisen oder wenn nötig herzustellen. Auf diese Weise konnten Überschüsse des hebräischen Textes in den griechischen Septuagintatext eingefügt werden; Überschüsse des griechischen Textes wurden mit Tilgungszeichen versehen. In der ersten Spalte fand sich der hebräische Konsonantentext, in der zweiten der hebräische Text in griechischer Umschrift, in der dritten die griechische Übersetzung Aquilas, in der vierten die griechische Übersetzung von Symmachus dem Ebioniten, in der fünften die von Origenes rezensierte Septuaginta (auch Origenische oder Hexaplarische Rezension genannt) und in der sechsten die griechische Übersetzung von Theodotion.

Die Lebensbedingungen für die christliche Gemeinde in Caesarea waren nicht besser als diejenige der früheren jüdischen Gemeinschaft. Sie wurden verfolgt und mussten außerordentliche Steuerabgaben leisten. Für einen lebendigen christlichen Glauben scheint es so etwas wie Normalität zu sein, in Bedrängnis und Verfolgung zu leben.

Caesarea byzantinischer PalastPalast des byzantinischen Statthalters

Byzantinische Epoche

In der byzantinischen Zeit war die Stadt ein wichtiges Zentrum des Christentums und erfreute sich einer kurzen Glanzperiode. Neue, teils prächtige Gebäude wurden auf römischen Fundamenten erbaut. Eine Zitadelle entstand über dem römischen Theater. Eine Grabanlage konnte durch aufgefundenen goldenen, edelsteinverzierten Kreuze als byzantinisch identifiziert werden. In dieser Zeit wurde Caesarea zudem durch eine neue Rundmauer verstärkt.

Arabischer Ansturm

Im Jahr 637 unterwarfen die aus dem Osten heranschwärmenden arabischen Heere das ganze Land und mit ihm auch die Hafenstadt Caesarea. Unter muslimischer Hoheit büßte die Stadt viel an Bedeutung ein und reduzierte sich auf eine Distriktstadt. Nachdem immer mehr Bürger sie verließen, war sie dem zunehmenden Verfall preisgegeben.

Kreuzritterstadt Caesarea

Erst in 12. Jahrhundert lebte sie wieder für eine kurze Phase auf, als die Kreuzfahrer sie erneuerten. Im Verlauf des 6. Kreuzzuges wurde der Hafen von Friedrich II. neu ausgebaut, und die Mauerwälle vom Kreuzritter Ludwig IX. befestigt. Diese massiven Anlagen wurden in den 1960er Jahren bei Ausgrabungen zutage gefördert und beherrschen in ihrer eindrucksvollen Wucht - allein die Ostmauer ist 650 m lang - die gesamte archäologische Lokalität. Immer wieder erstaunt, in welch kurzer Zeit die Kreuzfahrer auf ihren Wegen durch den Mittelmeerraum bis hinein ins heutige Jordanien eine Vielzahl von Bauwerken von unglaublichen Ausmaßen errichten konnten.

Erneute muslimische Eroberung

1265 wurde Caesarea zum zweitenmal von muslimischen Truppen eingenommen und zerstört. Damit wollten sie den Kreuzfahrern den Zutritt zum Land verwehren. Bis zum 20. Jahrhundert blieb die alte, einst prächtige Hafenstadt ein Trümmerfeld. Sand, Salzwasser, Myriaden von Insekten aus dem umgebenden Sumpfland bemächtigten sich der niedergerissenen Bauten. Die Geschichte Caesareas schien zuende.

Archäologischer Boom in Caesarea

Auch wenn die Umgebung von Caesarea neu besiedelt und aufwendig ausgebaut wurde, blieb der Ort selbst unbewohnt und still, nichts erinnert an die dramatischen und blutigen Episoden, die sich in der umkämpften Hafenstadt abspielten.

Indes entwickelte sich der antike Ort zu einem Magneten für archäologische Forschungsgruppen. Die erste Grabung erfolgte bereits 1873 durch eine britische Gruppe. 1945 entdeckte die Abteilung für Altertümer der britischen Mandatsregierung die Überreste eines Steinbogens einer Synagoge. Israelische Teams unter Prof. Avi Yonah setzten diese britischen Anfänge fort. Eine italienische Forschungsgruppe legte in den Jahren 1959-63 das römische Theater frei. Unterwasserforschungen ermöglichten die Kartografie des alten Hafens. Sämtliche Funde aus der römischen, byzantinischen, Kreuzfahrer- und arabischen Zeit sind durch einen Nationalpark, der das Gelände abdeckt, geschützt.