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Herkunft des Namens "Nazareth"

Der Name Nazareth könnte die griechische Form des hebräischen "nezer" (Wurzel, Spross) darstellen. Eine andere Erklärung wäre, den Namen mit dem Hügel hinter Nazareth in Verbindung zu bringen, der einen der schönsten Ausblicke Israels bietet, zumal das hebräische "nozerah" auf deutsch "beobachten" und "bewachen" bedeutet. Im 3. Jahrhundert bemerkt Julius Africanus, Theologe und Begründer der christlichen Weltchronistik, dass sich die Familie Jesu von Nazareth und Kochaba über das heilige Land verbreitet habe. Auffällig ist, dass sich beide Ortsbezeichnungen mit messianischen Weissagungen verbinden lassen. Es kann daher erwogen werden, ob die Wiedergründung von Nazareth in späthellenistischer Zeit durch Angehörige der Davidsfamilie geschah und sie ihren Siedlungen messianische Namen gegeben hätten.

Geographische Lage Nazareths

Nazareth gehörte zum Gebiet des Stammes Sebulon und liegt in einem Hochtal auf einem der letzten Südausläufer der Kalkberge des Libanon. Nach Süden fällt der Höhenzug steil zur Jesreel-Ebene ab. Der Boden der Geländemulde liegt etwa 350 m hoch, die umgebenden Berge erheben sich mit Nebi Sain bis zu 488 m, von wo der Blick bis zum Karmel und dem Mittelmeer, auf der Nordseite bis zum meist schneebedeckten Hermon, im Osten über den Tabor und die Jordansenke bis zu den Bergen von Gilead und im Süden bis zum Gebirge von Samaria reicht. Vor dem Betrachter breitet sich quasi eine Panoramakarte der alttestamentlichen Geschichte des Volkes Israel aus.

In der Antike ging ein Zweig der großen Überlandstraße von Caesarea am Meer nach Damaskus 3 km östlich von Nazareth vorbei und verlief nordwärts in Richtung Damaskus.

Geschichte teils im Dunkeln

Im Alten Testament wird Nazareth nicht erwähnt, auch nicht in den Apogryphen, im Talmud oder in außerbiblischen Quellen aus der Zeit Jesu wie etwa Josephus. Archäologische Grabungen haben jedoch die Besiedlung der Areale um die heutige Stadt seit dem 3.-2. Jahrtausend v.Chr. nachgewiesen. Man fand mehr als 60 Höhlenwohnungen, teils drei Stockwerke hoch, die durch Gänge verbunden waren.

Nach dem babylonischen Exil gab es offenbar während der ganzen persischen Zeit eine Siedlungslücke. Die archäologischen Befunde legen nahe, dass die Gegend um das heutige Nazareth in der Zeit Jesu spärlich besiedelt war. Landwirtschaftlich genutzte Bauten aus jener Zeit konnten entdeckt werden: Überreste von Terrassenmauern und Fundamente von drei Türmen. Weiter erhalten blieben in den weichen Kalkfelsen gehauene Einrichtungen wie Wasserzisternen, Reservoire für Wein und Öl sowie birnenförmige Getreidesilos. Bei ihrer Anlage nutzte man oft schon bestehende Naturhöhlen aus. Eine solche Höhle hat wohl das Jesuswort in Lk 11,33 vor Augen: "Niemand zündet ein Licht an und setzt es in einen Winkel, auch nicht unter einen Scheffel, sondern auf den Leuchter, damit, wer hineingeht, das Licht sehe."

23 jüdische Gräber aus römisch-hellenistischer Zeit sind rund um diese Siedlung, deren Einwohnerzahl auf etwa 200 geschätzt worden ist, ausgegraben worden. Darunter befinden sich 18 sog. Kokim (Schiebestollen), die seit dem Ende des 3. Jahrhunderts v.Chr. zur beliebtesten Bestattungsform der Juden gehörten.

Am 13. Juli 67 n.Chr. wurde das größere Dorf Jafia, zu dem Nazareth damals wohl politisch zählte, von den aus Sepphoris heranrückenden Römern erobert und die Bewohner in einem furchtbaren Blutbad niedergemetzelt.

Als erster nichtchristlicher Beleg wurde 1962 in Caesarea Maritima eine hebräische Inschrift aus dem 3./4. Jahrhundert n.Chr. gefunden, in der Nazareth als Sitz einer der 24 Priesterordnungen bezeugt wird. Den rein jüdischen Charakter im 4. Jahrhundert bezeugt Epiphanius, wobei seine Ausdrucksweise Judenchristen nicht ausschließen muss. Ein Jahrhundert später wurde der Ort Bischofssitz. Es existierte jedoch noch eine starke jüdische Gemeinde, die von Kaiser Heraklius für ihre Unterstützung der die Kirchen des Landes zerstörenden Perser 629/30 ausgerottet wurde.

 

Jesu Heimatstadt

Jesu Mutter Maria wohnte vor seiner Geburt in Nazareth (Lk 1,26), während ihr Verlobter Joseph aus Bethlehem stammte (Mt 2,1-11). Erst nach der Rückkehr aus Ägypten ließ er sich in Nazareth nieder. Hier lernte Jesus von Josef den Beruf eines Bauhandwerkers (Mt 13,55; Lk 6,3). In den Jahren nach der Geburt Jesu wurde die 5 km nördlich liegende Landeshauptstadt Sepphoris wieder aufgebaut und übte einen städtischen Einfluss auf das kleine Nazareth aus.

In der Synagoge Nazareths begann Jesus seine öffentliche Tätigkeit (Mt 13,54), über die sich die Bewohner ärgerten und ihn den Fels, auf dem ihre Stadt gebaut war, hinabstürzen wollten (Lk 4,29). Zweimal verwiesen sie ihn ihrer Stadtgrenzen (Lk 4,16-29; Mt 13,54-58), bis sich Jesus, der aufgrund ihres Unglaubens wenig wirken konnte, zurückzog und nach Kapernaum übersiedelte. Nur ein Teil seiner Familie folgte ihm bei diesem Ortswechsel , jedenfalls für kurze Zeit: "Danach ging Jesus hinab nach Kapernaum, er, seine Mutter, seine Brüder und seine Jünger, und sie blieben nicht lange da." (Joh 2,12).

Der Satz des Nathanael "Was kann aus Nazareth Gutes kommen" (Joh 1,46) bezieht sich nicht auf den besonders schlechten Ruf des Ortes, sondern deutet auf die Weissagung über die Geburt des Messias in Bethlehem hin. "Soll der Christus aus Galiläa kommen? Sagt nicht die Schrift: aus dem Geschlecht Davids und aus dem Ort Bethlehem, wo David war, soll der Christus kommen?" (Joh 7,41f).

"Die Synagoge"

Nach den Evangelien gab es in Nazareth eine Synagoge, in der Jesus vermutlich seine religiöse Elementarbildung zusätzlich zum Elternhaus erhalten hat. Noch 570 n.Chr berichtet der Pilger von Piacenza diese Synagoge gesehen zu haben. Eine Kirche am Ort der Synagoge ist aus der Kreuzfahrerzeit bezeugt. Der neutestamentliche Vorgängerbau war vermutlich eine bescheidene Haussynagoge ohne architektonische Besonderheiten.

Die christliche Ära Nazareths

Bis ins 3. Jahrhundert lebten in Nazareth Judenchristen. Und bei Eusebius hören wir bereits zu Beginn des 4. Jahrhunderts von heidenchristlichen Pilgern, die Nazareth besuchen. Die erste sichere Nachricht über einen Kirchbau an der Stelle des Hauses der Maria gibt 570 der Pilger von Piacenza. 1954 fand der franziskanische Archäologe Bellarmino Bagatti an diesem Ort die Reste einer mächtigen Kreuzfahrerkirche, die einer kleineren byzantinischen Basilika sowie darunter Reste einer vermutlich judenchristlichen Synagoge aus dem 3. Jahrhundert oder eine Kirche von Josef von Tiberias aus dem 4. Jahrhundert. Noch älter ist ein darunter liegendes jüdisches Ritualbad, das Judenchristen als Taufbecken gedient haben könnte, wie Graffiti von Schiffen, Kreuzen und Pflanzen nahelegen. Auch der bemalte Putz in einer kleinen Höhle links von der traditionellen Verkündigungsgrotte bezeugt die Anwesenheit von Judenchristen im 3. Jahrhundert. Sie hielten Ereignisse der Heilsgeschichte oft im Zusammenhang mit Höhlen wach. Die umfangreiche moderne Anlage der Verkündigungskirche hat auch die Aufgabe, die ausgedehnten Ausgrabungen zu schützen.

Die Informationen über weitere Kirchen sind undeutlich und teils widersprüchlich.

In der Kreuzfahrerzeit, als Nazareth Erzbischofssitz wurde, blühten die Legenden und überdeckten die älteren Ortstraditionen. 1263 wurde der Ort von den Mamelucken zerstört und blieb rund 400 Jahre ein Ruinenfeld. Die Franziskaner kehrten 1620 zurück und harrten unter lebensgefährlichen Bedrohungen aus. 1799 besiegte Napoleon im Rahmen seines Ägyptenfeldzugs bei Nazareth den Pascha von Damaskus in zwei Schlachten.