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Jerusalem Illis

Die Geschichte Jerusalems spiegelt die Geschichte zwischen Gott und Mensch, den Kampf zwischen Religion und Glaube, zwischen menschlichen Gottesbildern und Gottes souveräner Selbstoffenbarung.

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Jerusalem - verlassen und gefunden

Ursprünglich war Jerusalem eine kleine Siedlung im kargen Bergland fernab der großen Handelsstraßen. Warum sich in dieser unwirtlichen Gegend Menschen ansiedelten, lag an der Wasserversorgung, einer ganzjährig fließenden Quelle (später Gihonquelle genannt). Erste menschliche Spuren reichen in das Chalkolithikum, den Übergang vom 4. bis 3. Jahrtausend v. Chr. zurück. Doch schon bald darauf ziehen die halbnomadischen Bewohner aus unerfindlichen Gründen wieder ab. Während in den fruchtbaren Ebenen Stadtstaaten einen Kulturaufschwung nehmen, bleibt Jerusalem für 800 Jahre eine menschenleere »Geisterstadt« in den Bergen.
Die Wirren, die im ausgehenden 3. Jahrtausend v.Chr. den Alten Orient heimsuchten, brachten neue Eindringlinge mit sich, rohe Gesellen, die der Kultur der Stadtstaaten ein Ende setzten. Danach waren es Flüchtlinge aus dem nordsyrischen Raum, die vor den akkadischen Eroberern in das südliche Bergland flohen und in der frühen Mittelbronzezeit (2100 - 1900 v.Chr.) Jerusalem neu besiedelten, - zwar nicht ihre Wunschheimat, jedoch eine Notheimat. Nach Zeiten dumpfer Stagnation kommt ein weiterer Einwandererstrom aus der hochentwickelten syrisch-libanesischen Küstenregion rund um die Metropole Byblos. Sie importieren zugleich eine stark ausgeprägte Kultur, die kanaanäische, - die für das spätere Israel Herausforderung und Anfechtung zugleich sein sollte.
Jerusalem kennt keine Ureinwohner, es ist ein Ort für Wanderer und Heimatlose, keine Wahlheimat, eher ein notgedrungener Zufluchtsort. Warum sich die göttliche Vorsehung ausgerechnet diesen unattraktiven Flecken Erde als Mittelpunkt der Welt ersehen hat? Sucht Gott gleichfalls Heimat? Als Flüchtiger, Heimatvertriebener? Nicht seine Wunschheimat, aber eine Notheimat? Die einmal zur Wunschheimat wird? Für ihn und alle Welt! Sowohl die Stadt Jerusalem als auch das Land und Volk Israel stellt die Bibel als Gottes besonderes Eigentum dar. Bedeutsam hierzu ist die lesenswerte Darstellung Jerusalems als Findelkind, das von Gott aufgezogen wird (Hes 16): „Niemand sah mitleidig auf dich und erbarmte sich, ... sondern du wurdest aufs Feld geworfen. So verachtet war dein Leben, als du geboren wurdest. Ich aber ging an dir vorüber und sah dich in deinem Blut liegen und sprach zu dir, als du so in deinem Blut dalagst: Du sollst leben! Ja, zu dir sprach ich, als du so in deinem Blut dalagst: Du sollst leben und heranwachsen; wie ein Gewächs auf dem Felde machte ich dich. Und du wuchsest heran und wurdest groß und schön“ (Hes 16,5-7).

Jerusalem - am Rande der antiken Welt

Ein ägyptischer Ächtungstext aus dem 19. Jh.v.Chr. nennt den Namen des kanaanäischen Stadtstaates „Uruschalim“. Im Hochland mit seinen schwierigen Lebensbedingungen gelegen nahm die erste Ansiedlung Jerusalems eine Randposition abseits der großen Verkehrsströme ein. Wenngleich Kanaan in der frühen Bronzezeit ein überwiegend reiches Land (Küste, Jesreel, Negev) war, dessen Einwohner Wein, Öl, Honig, Bitumen und Korn exportierten. Die Quelle am Jerusalemer Berg Ophel zog zwar Jäger, Ackerbauern und zeitweise Siedler an (Feuersteine und Tonscherben aus der Altsteinzeit), dennoch scheint Jerusalem während dieser ersten Blütezeit Kanaans keine Rolle gespielt zu haben.

Was bedeuten 'Jerusalem' und 'Zion'?

Die Herkunft des Namens 'Jerusalem' ist unklar, am wahrscheinlichsten ist 'Gründung des Gottes Salem'. Der Begriff 'Zion' lässt sich in seiner Wortbedeutung nicht mehr erschließen (evtl. kahler oder trockener Hügel?), er bezeichnete ursprünglich die Burg auf dem Südosthügel, später diesen Felssporn selbst. Etwas nördlich dieser alten Anlage erbaute Salomo den ersten Tempel. Häufiger bezeichnet Zion die ganze Stadt (u.a. Ps 51,20; Jes 10,24; 33,20; 51,3.11; Jer 3,14) oder den Tempelberg (Ps 2,6; 110,2). In den frühen christlichen Pilgerberichten wird schließlich Zion auf dem Südwesthügel, dem Zentrum der Urgemeinde lokalisiert, rückt also etwa 500m nach Westen. - Der Name Jerusalem erscheint in der Bibel wesentlich häufiger (ca. 800mal) als „Zion“ (ca. 160mal). Zion ist zwar seltener als Ortsbezeichnung, begegnet aber sehr häufig in dichterischer oder gottesdienstlicher Sprache.

Geschichtliche Epochen

Alttestamentliche Zeit

1.  Nachdem König Salomo den ersten Tempel für Jahwe gebaut hatte, wurde Jerusalem das Zentrum Israels. Nach seinem Tod spaltete sich das Königreich in das nördliche Israel und das südliche Juda, dessen Zentrum Jerusalem blieb.

2.   Nachdem Königin Atalja den Baalskult in den Tempel einführte, waren es die Könige Hiskia und später Josia, die den Tempel reinigten und wieder Jahwe weihten. Indessen war unter den Omriden das Nordreich Israel mit dem Zentrum in Samaria wirtschaftlich und militärisch dem Südreich Juda überlegen.

3. Der babylonische Herrscher Nebukadnezar deportierte ab 597 v.Chr. die Oberschicht, 586 v.Chr. ließ er Jerusalem und seinen Tempel zerstören und führte die Reste der Führungsschicht, darunter den bisherigen König Zedekia, in das babylonische Exil.

4. Nachdem die Perser unter Kyros II. Babylon erobert hatten, verfügte das Kyros-Edikt 538 v.Chr. die Heimkehr der Juden und den Wiederaufbau von Stadt und Tempel. Die Differenzen zwischen Judäern und Samaritanern nahmen zu, nachdem diese sich immer mehr mit Heiden vermischt hatten. Die Abgrenzung von Jerusalem ging so weit, dass sie ihr eigenes Heiligtum auf dem Berg Garizim errichteten.

Griechisch-römisch-byzantinische Epoche

5. Nach griechischer und jüdisch-makkabäischer Herrschaft wurde Palästina römische Provinz. Der von Herodes dem Großen aufwändig ausgebaute zweite Tempel wurde im Jahre 70 n.Chr. am Ende des Jüdischen Krieges durch den römischen Oberbefehlshaber Titus zerstört. Die Römer und Byzantiner hatten die folgenden 600 Jahre die Herrscher über Palästina und machten Caesarea zur Hauptstadt.

6. Der römische Kaiser Hadrian verbot nach dem Bar-Kochba-Aufstand Juden den Zutritt zur Stadt und benannte sie in Aelia Capitolina um, wobei Aelius aus seinem Namen, Publius Aelius Hadrianus, stammte und Capitolina sich auf den römischen Kapitolshügel bezog, wo der römische Hauptgott Jupiter verehrt wurde. Entsprechend wurde der Tempel mit einem Jupitertempel überbaut. Die jüdische Bevölkerung war gezwungen auszuwandern: nach Westen in den Mittelmeerraum oder nach Osten bis Persien.

7. Nachdem die christliche Kaiserin Helena Nachforschungen und Grabungen veranlasst hatte, ließen sie und ihr Sohn Konstantin der Große am Ort der Kreuzauffindung die Grabeskirche erbauen. Nach der römischen Reichsteilung 395 fiel Jerusalem an das oströmisch-byzantinische Reich. Unter byzantinisch christlicher Herrschaft erlebte Jerusalem eine anhaltende Friedensperiode.

8. Die persischen Sassaniden drangen während des römisch-persischen Kriegs (602-628) nach Palästina vor. Von den Juden wurden sie als Befreier von Byzanz begrüßt. Nach 21-tägiger Belagerung eroberten die Perser im Juli 614 Jerusalem, angeblich mit Hilfe jüdischer Verbündeter. Juden sollen anschließend bis zu 90.000 christliche Stadtbewohner ermordet haben.
9. Die Eroberer zerstörten fast alle Kirchen und verschleppten viele Christen nach Persien, darunter den Patriarchen Zacharias. 629 fiel Jerusalem nach dem Sieg des oströmischen Kaisers Herakleios an Byzanz zurück.

Frühe islamische Epoche

10. Nur kurze Zeit nach der gewaltsamen Einführung der neuen Religion wurde auch Palästina von den islamischen Eroberungen nicht verschont. Im Jahre 637 belagerte eine arabische Armee unter General Abu Obaidah ibn al-Jarrah im Auftrag des Kalifen Omar die Stadt und konnte sie nach sechs Monaten durch die Kapitulation der byzantinischen Verteidiger einnehmen. Dem Patriarchen von Jerusalem, Sophronius (560–638), wurde zugesichert, dass die christliche Bevölkerung die Stadt verlassen dürfe, auch wenn dies de facto nur wenige taten. Juden durften sich wieder in Jerusalem niederlassen, was die 500 Jahre währende Phase jüdischer Vertreibung beendete. Zunächst wurde Jerusalem von der Dynastie der Omaijaden kontrolliert, die seit 639 die islamischen Statthalter Syriens stellte und in Damaskus das erbliche Kalifat („Stellvertreter Gottes“) begründete. Unter ihrer Ägide entstanden die wichtigsten islamischen Sakralbauten in Jerusalem. Auf dem Tempelberg ließ Kalif Abd el-Malik um 692 den Felsendom fertig stellen und die unter seinem Sohn vollendete Al-Aqsa-Moschee beginnen.

11. In einer »konservativen Revolution« im Jahr 750 wurden die Omaijaden von den religiös rigoroseren Abbasiden verdrängt, deren Statthalter Jerusalem für die zwei folgenden Jahrhunderte regieren sollten. Das Kalifat wanderte von Damaskus nach Bagdad. Gegenüber Juden und Christen wechselten Phasen der Toleranz mit Phasen ausdrücklicher Feindschaft. Über jüdische Fernhändler kam es zu einem Deal mit Karl dem Großen, der vom muslimischen Herrscher Harun al-Raschid als formeller Beschützer der christlichen heiligen Stätten anerkannt wurde, - sehr zum Missfallen von Byzanz. Innerhalb der islamischen Welt verlor Jerusalem zu dieser Zeit an Bedeutung, was sich unter den nachfolgenden schiitischen Fatimiden verstärkte, die andere palästinische Stätten wie Ramla oder Tiberias bevorzugten und Jerusalem auch nicht mit dem Zielort der in Sure 17 erwähnten Nachtreise Mohammeds identifizierten. Erst in der Kreuzfahrerzeit begann die christliche Deutung Jerusalems als der 'heiligen Stadt' stärker auf die islamische Sichtweise abzufärben.

12. Im Jahr 979 wurde Jerusalem von den schiitischen Fatimiden aus Ägypten erobert, die ein eigenes Kalifat in Rivalität zum sunnitischen Abbasidenkalifat in Bagdad errichtet hatten. In Jerusalem richteten sie ein Blutbad an, dem sowohl Sunniten wie auch Christen und Juden zum Opfer fielen. Die Grabeskirche wurde gebrandschatzt, zahlreiche Synagogen und Kirchen beschädigt oder zerstört.

Jerusalem Grabeskirche Messe

Lateinische Messe am Heiligen Grab in der Grabeskirche

13. 30 Jahre später wurde die Grabeskirche 1009 auf Befehl des Fatimiden-Kalifen Al-Hakim abgerissen, Christen und Juden als »Ungläubige« verfolgt und durch entwürdigende Demütigungen diskriminiert. - Nachdem der byzantinische Kaiser Romanos III. den Bau einer Moschee in Konstantinopel genehmigt hatte, durfte die Grabeskirche durch griechische Bauleute ab 1028 wieder aufgebaut werden.

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Hartmann Schedel: Die Zerstörung von Jerusalem (1493)

14. 1071 fiel Jerusalem widerstandslos in die Hand sunnitischer Seldschuken aus Damaskus, die eine innere Krise des Fatimidenreiches dazu nutzten, Syrien und Palästina zu unterwerfen. Zwischen der vorherrschenden schiitischen Bevölkerung und den verfeindeten Sunniten kam es zu Unruhen und tätlichen Auseinandersetzungen mit zahlreichen Todesopfern. Im August 1098 stießen die Fatimiden erneut gegen Jerusalem vor und eroberten die Stadt mithilfe moderner Kriegsmaschinen in sechswöchiger Belagerung zurück. Innere Zwistigkeiten wie auch der Vormarsch des Kreuzfahrerheeres hatte die Seldschuken in Beschlag genommen, so dass die Schiiten wenig Widerstand verspürten. Die sunnitische Bevölkerung wurde zu großen Teilen aus der Stadt vertrieben, zum Teil auch getötet. Dem seldschukischen Militär gewährte man freien Abzug.

Kreuzfahrerzeit

15. Doch die nächsten Belagerer standen schon vor den Toren Jerusalems: die Kreuzritter begannen die Belagerung der Stadt ohne geeignetes Kriegsgerät. Nachdem ihnen jedoch mit angeliefertem Holz der Bau von drei Belagerungstürmen gelang, eroberten die Kreuzritter am 15. Juli 1099 unter Gottfried von Bouillon und Raimund von Toulouse die heilige Stadt Jerusalem, deren »Reinigung« von den »Heiden« das Ziel ihrer bewaffneten Wallfahrt gewesen war. Nach der blutigen Eroberung von Jerusalem gründeten die Kreuzritter das christliche Königreich Jerusalem und bauten Verwaltung und Kirche neu auf. Nach der Neugründung des Patriarchats von Jerusalem wurde dieses von lateinischen Bischöfen besetzt und neu organisiert; während die einheimische christliche Bevölkerung ihrer orientalischen und orthodoxen kirchlichen Herkunft treu blieb. - Dies war in Jerusalem die Zeit der geistlichen Ritterorden: die Hospitaliter benannten sich nach dem Krankenhaus für Pilger, in dem sie als Krankenpflegerbruderschaft begonnen hatten; die Templer leiteten ihre Namen von ihrem Hauptquartier auf dem Tempelplatz im königlichen Palast der Kreuzritter ab.

Erneute islamische Epoche

16. Nach der vernichtenden Niederlage der christlichen Ritter in der Schlacht bei den Hörnern von Hittim 1187 gelang es Saladin, der die ägyptischen Fatimiden gestürzt und die Herrschaft der nach seinem Vater Ayyub benannten Ayyubiden in Ägypten, Palästina und Syrien begründet hatte, Jerusalem nach kurzer Belagerung zu erobern. Er ließ das von den Kreuzfahrern errichtete goldene Kreuz auf der Kuppel des Felsendoms, der neben der Grabeskirche als Hauptkirche gedient hatte und Templum Domini genannt wurde, wie auch die Marmorverkleidung des Felsens samt Altar entfernen. Im dritten Kreuzzug plante der englische König Richard Löwenherz nach erfolgreichen Kämpfen in der Levante die Rückeroberung Jerusalems, gab den Plan angesichts der Übermacht Saladins jedoch wieder auf. Regierungssitz des Königreiches Jerusalem war von nun an die Hafenstadt Akko im Norden.

17. Kurzzeitig gelangte Jerusalem noch einmal in den Besitz der Kreuzfahrer, als der Stauferkaiser Friedrich II. die Stadt 1229 durch Verhandlungen mit dem Ayyubidensultan al-Kamil ohne militärische Aktionen gewann und sich zum König von Jerusalem proklamierte, aber nur wenige Monate im Heiligen Land blieb. 1244 schließlich wurde die Stadt durch marodierende ägyptische Söldner eingenommen und ausgeplündert.

18. 1260 wurde die Ayyubiden-Dynastie in Ägypten von dem Mameluken-General und anschließenden Sultan Baibars gestürzt. Er hatte den Mongoleneinfall in den Nahen Osten gestoppt und danach ganz Syrien und Palästina unter ägyptische Herrschaft gebracht. 1291 vertrieben die Mameluken die letzten Kreuzritter aus Palästina. Jerusalem, damals klein und unbedeutend, blieb bis zur osmanischen Eroberung Anfang des 16. Jahrhunderts unter ägyptisch-mamelukischer Verwaltung. Unter mamlukischer Herrschaft gelten nur Muslime als vollgültige Bürger, Christen und Juden mussten sich durch ihre Kleidung kenntlich machen. Der christliche Pilgerstrom riss dennoch nicht ab.

19. Ab 1516 traten die von den Rum-Seldschuken herkommenden Osmanen ihren Siegeszug durch den Orient an. Sie besiegten unter Sultan Selim I. (1470–1520) die Mameluken in Syrien, eroberten Ägypten und Arabien und machten Jerusalem zum Verwaltungssitz eines osmanischen Sandschaks (Regierungsbezirk). Nach 1535 ließ Sultan Süleyman I. (1496–1566) die Befestigungen der Stadt in zum Teil veränderter Linie erneut errichten, so wie sie gegenwärtig zu sehen sind.

Jerusalem Stadtmaueren Zitadelle

20. Durch diese Mauern erhielt die Altstadt ihr heutiges Gepräge. Dabei machte Süleyman seinem Beinamen »der Prächtige« alle Ehre. Jerusalem gewann in der Folgezeit viel an Bedeutung. Die osmanische Verwaltung war sich unschlüssig in ihrer Haltung gegenüber den Juden sowie Christen und schwankte zwischen Gewaltherrschaft und Toleranz.

Britische Mandatsherrschaft

21. Um Kämpfe und Schäden an den historischen Stätten zu vermeiden übergab der osmanische Gouverneur der Stadt am 9. Dezember 1917 Jerusalem an die Briten. General Edmund Allenby marschierte an jenem Tag zu Fuß in die Stadt ein. Fortan unterstand Jerusalem dem Völkerbundsmandat für Palästina und wurde Sitz des Hochkommissars und der britischen Mandatsverwaltung. Dies war eine Zeit des Aufblühens für Jerusalem. Die Hebräische Universität wurde errichtet, ebenso das prestigevolle King David Hotel. Die damaligen Baurichtlinien sind bis heute in Kraft geblieben. So verfügte Sir Ronald Storrs (1881–1955), erster britischer Gouverneur Jerusalems, die Häuser der Hauptstadt nur aus Jerusalemer Kalkstein zu erbauen.

22. Seit Beginn des Nahostkonflikts war Jerusalem umkämpft und wurde von beiden Seiten als Hauptstadt beansprucht. Darum konzentrierte sich der UN-Teilungsplan von 1947 darauf, einen jüdischen und einen palästinensischen Staat zu schaffen und Jerusalem als corpus separatum unter internationale Verwaltung zu stellen. Die Stadt sollte demilitarisiert, neutral und von einer aus fremdländischen Truppen rekrutierten Polizei geschützt werden. Sie würde Teil eines gemeinsamen Handelsraums sein, den Bürger beider Staaten betreten und bewohnen durften. So sollte der gleichberechtigte Zugang zu den heiligen Stätten der drei Weltreligionen gesichert werden. Obwohl von mehr als zwei Dritteln der UN-Vollversammlung mit der Resolution 181 angenommen,
wurde der Teilungsplan nie umgesetzt. Die arabischen Staaten betrachteten Jerusalem als Teil des islamischen Hauses, des Dar al Islam, von dem sie nichts abzutreten bereit waren. Bis 1952 versuchten die Vereinten Nationen mehrmals ergebnislos, den Status Jerusalems zu klären.

Der neue Staat Israel

23. Die israelische Unabhängigkeitserklärung vom 14. Mai 1948 erwähnte Jerusalem nicht, versprach aber, dass Israel die heiligen Stätten aller Religionen beschützen werde. Am Folgetag griffen die arabischen Nationen den jungen Staat an. Im darauffolgenden Unabhängigkeitskrieg eroberten die israelischen Streitkräfte große Gebiete des Landes, verloren jedoch das jüdische Viertel der Altstadt Jerusalems und den Osten der Stadt an die Arabische Legion Jordaniens. Jerusalem war eine geteilte Stadt: im Westen das israelische und im Osten das jordanische Jerusalem. Von hier wurde die jüdische Bevölkerung vertrieben, das jüdische Viertel in der Altstadt zerstört, und der Zugang zur Klagemauer für Juden gesperrt.

24. Ende 1949 erklärte Premierminister David Ben Gurion vor der Knesset Jerusalem zum untrennbaren Teil Israels und seiner ewigen Hauptstadt. Am 4. Januar 1950 machte Israel Jerusalem offiziell zu seiner Hauptstadt.

25. Der Sechstagekrieg 1967 war zunächst ein reiner Verteidigungskrieg. Israel wollte Jordanien aus den Kämpfen heraushalten, änderte jedoch seine Taktik, nachdem Westjerusalem beschossen und das Hauptquartier der UN von den Jordaniern erobert wurde. In den nächsten drei Tagen wurde erst das UN-Hauptquartier, dann der jordanische Militärstützpunkt auf dem Giv’at HaTahmoschet (Munitionshügel) und schließlich die Altstadt erobert. Dabei verzichteten die israelischen Streitkräfte zur Schonung von Moscheen und Kirchen auf den Einsatz schwerer Waffen und nahmen dafür erhebliche Verluste in Kauf. Erstmals seit der Staatsgründung konnten Juden an der Klagemauer beten. Anders als die arabische Seite, die ab 1949 den Juden den Zugang zu ihren religiösen Stätten verweigerte, gewährte Israel den Muslimen nicht nur den Besuch ihrer heiligen Stätten, sondern unterstellte den Tempelberg einer autonomen muslimischen Verwaltung (Waqf).

26. 1988 gab Jordanien seinen Anspruch auf Souveränität über das Westjordanland und damit auch über Ostjerusalem auf. Im selben Jahr rief die PLO den Staat Palästina aus und erklärte Jerusalem zu seiner Hauptstadt. Die völkerrechtlichen Bedingungen für die Errichtung eines Staates waren jedoch in keinster Weise erfüllt. Die PLO war zu diesem Zeitpunkt z.B. weit davon entfernt, effektive Kontrolle über irgendeinen Teil der umstrittenen Gebiete auszuüben.

27. 1993 unterzeichneten Israel und die PLO eine Prinzipienerklärung, die die palästinische Selbstverwaltung in der Westbank, jedoch nicht in Jerusalem regelt. Der Endstatus der Stadt soll im Zuge des Oslo-Friedensprozesses in einem endgültigen Vertrag bestimmt werden. Jedoch bestreitet die herrschende Hamas das Existenzrecht Israels und arbeitet vielmehr an dessen Auslöschung als an einer Friedenslösung.