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Klagemauer historisch

Dass ein bloßes Stück Mauer - ohne repräsentatives sakrales Gebäude oder ähnlich Großartiges - seit 2000 Jahren das Zentrum des internationalen Judentums bildet, ist ein Phänomen ohnegleichen. Es zeigt: die Suche nach Gott braucht keine Selbstdarstellung.

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Eine Mauer als Zentrum

Im Babylonischen Talmud werden die zentralen Bedeutungen der Mauer, die das »Herz« des Weltjudentums verkörpert, in gewichtige Worten gebündelt: "Die Westmauer ist ein lebendiger Überrest des Tempels, der heiligsten Stätte des Judentums. Es gibt nur einen Platz, den wir stets als Heimat bezeichnet haben. Der Brennpunkt der Schöpfung. Das Tor zum Himmel, wo Himmel und Erde sich berühren. Die Westmauer ist von ewigem Charakter. Von allen Enden der Erde vereinigen sich Juden an diesem Ort und finden zu einer gemeinsamen Bestimmung zusammen. In Zeiten der Freude und der Trauer. Die Tore der Tränen werden nie geschlossen. Alle Träume beginnen mit einem Gebet. Denn nichts bildet ein Ganzes wie ein gebrochenes Herz. Selbst das einfachste Gebet, in welcher Sprache auch immer gesprochen, kann Berge bewegen. Alle, die um Jerusalem trauern, werden einmal ihr Frohlocken sehen können."

Historische Westmauer des Tempels

Die Westmauer des Tempelberges in Jerusalem ist der einzige Teil des Zweiten Tempels, der nach der babylonischen Gefangenschaft der Juden errichtet worden war und die einebnende Strafaktion der römischen Truppen für den jüdischen Aufstand überlebte. Fast 500 Meter lang und durchschnittlich 18 Meter hoch ist dies der westliche Teil der ehemaligen Umfassungsmauer des Tempelberges, der heute das größte Heiligtum der Juden darstellt. Sie besteht aus 26 Steinlagen von herodianischen Quadern (7 davon sichtbar) und erreichte einst an der Südwestecke eine Höhe von 60 m. Um das Mauerbild aufzulockern waren die Quader fein bearbeitet, nach oben leicht zurückgesetzt und ihre Ränder perspektivisch bearbeitet.

Kotel totale Nacht Kopie

Jüdisches Eigentum?

Wie sensibel dieser Ort ist, zeigt seine Nähe zu den islamischen Heiligtümern auf dem Tempelplatz. Kleinigkeiten "können das heikle Gefüge der Koexistenz aus den Angeln heben - wie der Wandschirm, den orthodoxe Juden 1928 an der Klagemauer aufgestellt hatten, um Männer und Frauen beim Gebet zu trennen. Das löste blutige Tumulte mit den Muslimen aus, die durch diesen Schirm eine Verletzung ihres heiligen Bezirks sahen."

Klagemauer bei Regen

Da ist es allzu verständlich, dass schon Ende des 19. Jahrhunderts Baron Edmond de Rothschild als auch Sir Moses Montefiore versuchten, die Klagemauer zu kaufen und als jüdischen Besitz zu sichern. Obwohl Mufti Mustafa al-Husseini mit dem deal einverstanden war, kam es schließlich doch nicht soweit. Ein späterer Versuch Rothschilds wurde von der einflussreichen arabischen Familie Husseini (aus der auch Yassir Arafat stammte) unterbunden.

Befreiung der Kotel

Am Shavuot-Fest 1967 kurz nach dem Sechs-Tage-Krieg bricht eine nationale Euphorie aus, die jüdischen Gläubigen konnten nicht länger von der Mauer ferngehalten werden. Teddy Kollek erzählt: "Von der ersten Dämmerung an gaben wir den Zugang zur Westmauer frei. Es war ein schrecklich heißer Junitag, und obwohl die festgelegte Route viele Windungen hatte, fanden 300.000 Menschen den Weg zur Mauer. Die Barriere, die heute die Männer von den Frauen trennt, war noch nicht errichtet worden – und tatsächlich hatte es vor 1948 auch gar keine gegeben -, aber der Anlaß war so feierlich, daß schwarzgekleidete Chassidim unbekümmert neben jungen Mädchen beteten. Der uralte Brauch, einen Wunsch auf irgendein Stückchen Papier zu schreiben und es in die Ritzen der Mauer zu stecken, wurde wiederaufgenommen. ... Ich war eines Morgens nach einem besonders heftigen Regen an der Mauer, und die Papierstückchen waren auf den Boden geschwemmt worden. Ich sah zu, wie ein älterer Mann sie sorgsam einsammelte und in der Nähe ehrfurchtsvoll in der Erde begrub." Das ungeheure seelische Erleben der Rückeroberung der Mauer, als israelische Soldaten beim Berühren der rauen Steine weinten, hat einem gelassenen Gefühl des Zuhauseseins an der uralten Mauer Platz gemacht.

»Open Air Synagoge«

Heute sieht man vor der Mauer einen weiten Platz, eine Art »Open-air-Synagoge«, auf der sich die Neugierigen mit den Frommen mischen. Das war nicht immer so: erst nach dem Sechstagekrieg wurde der freie Platz geschaffen, der vorher mit Slums überbaut war und den Gläubigen nur eine schmale Gasse vor der Mauer ließ. Die Synagoge setzt sich unter dem Wilsonbogen fort.