

Wer den Tempelplatz besuchen will, muss früh aufstehen und eine ordentliche Portion Geduld bzw. buchstäblich Stehvermögen mitbringen. Denn er muss sich in eine lange Schlange einreihen, um die "explosivsten Quadratmeter der Welt" betreten zu können.

Bleibende Bedeutung
Der Blick vom Ölberg über das Kidrontal zeigt das dominierende architektonische Merkmal Jerusalems, den Tempelberg (Harhabajit - Berg des Hauses). Die goldene Kuppel des Felsendoms gilt heute auf vielen Photos als Wahrzeichen Jerusalems. Der Tempelberg hat seine besondere Stellung seit König Salomo, dem Erbauer des ersten Tempels, bis zum heutigen Tage nicht verloren. Sogar durch Jahrhunderte fürchterlicher Verwahrlosung hindurch hat seine Bedeutung nicht gelitten und ist unübersehbar.
Juden unerwünscht
Nach einem mittelalterlichen Gebot des aus dem islamischen Spanien geflohenen, hoch geachteten jüdischen Gelehrten Maimonides ist es Juden verboten, den Tempelberg zu besteigen, - eine Regel, die von manchen Orthodoxen bis heute beachtet wird. Ehedem war die heiligste Stätte im Tempel das Allerheiligste, das allein der Hohepriester einmal im Jahr, am Yom Kippur, betreten durfte, um die Sünden des Volkes und auch seine eigenen zu sühnen. Da man nicht genau weiß, wo sich das Allerheiligste befand, könnte man unwissentlich auf seine Stelle treten, weshalb sich orthodoxe Juden an das Verbot halten.
Felsendom vor dem Ölberg mit der russischen Himmelfahrtskirche
Neuere Ereignisse auf dem Tempelplatz
Denkwürdig ist ein Ereignis vom 21. Juni 1951: an diesem Tag wurde König Abdullah, der Urgroßvater des jetzigen jordanischen Königs Abdallah vor der Moschee ermordet. Ein Kugeleinschlag in der zweiten Säule zur Linken zeugt noch davon.
Im Grunde erwachte das muslimische Interesse am Haram erst wieder, als Israel im Sechstagekrieg 1967 die Altstadt zurückeroberte. Der Felsendom und mit ihm der Tempelplatz wurden daraufhin zur Integrationsstätte für den palästinensischen Widerstand. Dennoch kommen nur wenige muslimische Pilger nach Jerusalem. Tausende Moslems beten täglich mit dem Rücken zum Felsendom nach Mekka gewandt.
Präsident Sadat betete während seines historischen Besuchs Jerusalems im November 1977 in der Al-Aqsa-Moschee und versprach Geldmittel für die Restaurierung, aber er wurde ermordet bevor er sein Versprechen einlösen konnte.
Vor einigen Jahren wurde auf einer Pressekonferenz die Frage gestellt, ob es stimme, dass die Stadt beabsichtige, die Moscheen abzureißen um den Tempel wieder aufzubauen. Der Bürgermeister erklärte: "Der Tempel wird wieder gebaut, wenn der Messias kommt – und darauf müssen Sie es ankommen lassen."